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Mit dem Rad im Nordosten von Griechenland

Eigentlich hätten wir auch direkt von Bulgarien in die Türkei fahren können, aber irgendwie wollten wir dann doch nochmal kurz in Griechenland reinschauen. So haben wir also am 11.12.2016 die Grenze überquert und vier Tage im tiefsten Nordosten von Griechenland verbracht.

Natur pur in Griechenland!

Der Nordosten Griechenlands ist nicht sehr stark besiedelt und ziemlich ursprünglich. Wir fahren durch weite Landschaften mit Wäldern, einigen Bergen und vereinzelten Flüssen. Dazu tauchen auf einmal richtig viele Baumwollfelder auf und wir sind echt verwundert, dass hier so viel Baumwolle angebaut wird!

Während wir auf einer kaum befahrenen Landstraße unterwegs sind, kommt von hinten auf einmal ein schneller Radfahrer zu uns. Er erklärt uns auf englisch, dass er zu einer Gruppe gehöre und einen kurzen Moment später kommen die nächsten Radfahrer um die letzte Kurve. Die Gruppe kommt aus der Türkei und sie machen eine Tagestour durch Griechenland. Wir werden sofort in die Türkei eingeladen, aber lehnen dankend ab und sagen, dass wir vorher noch Griechenland sehen möchten. Als wir aber sagen, dass wir danach in die Türkei fahren wollen sind alle sehr erfreut! Gemeinsam machen wir eine kleine Pause und ein tolles Gruppenbild. Danach trennen sich unsere Wege und wir fahren weiter Richtung Süden auf einem kleinen Feldweg.
Nach ein paar Kilometern kommen wir an einen sehr großen Fluss und die Straße, die über den Fluss geht, steht unter Wasser. Wir schauen uns das kurz an und sehen aber, dass das Wasser nicht allzu tief ist. Also nehmen wir unseren Mut zusammen und fahren die ca. 300 m durch das etwa 20 bis 30 cm tiefe Wasser! Ziemlich abgefahren aber es geht alles gut und wir kommen trocken am anderen Ufer an! Auf der anderen Seite ist ein kleines Dorf und wir füllen unsere Wasserreserven bei dem kleinen Haus einer älteren Dame ab. Unser Nachtlager schlagen wir ein paar Kilometer weiter hinter ein paar Bäumen auf und legen uns schnell in unsere warmen Schlafsäcke.

Es ist nass, kalt und schlammig

Das Wetter ist nicht besonders gut und wir werden stetig von einem Regenschauer begleitet. Der Wind peitscht uns entgegen und so kämpfen wir uns langsam weiter voran. Gestern haben wir uns abends ein 1.5 Liter Tetrapack Wein gekauft – Das hilft gegen die Kälte sagen wir und so kaufen wir uns heute auch wieder eins (Im Endeffekt haben wir uns jeden Tag in Griechenland eins gekauft 😀 ).
Abends kommen wir an einem kleinen Feldweg vorbei und schlagen hinter ein paar Büschen unser Zelt auf. Gemütlich wird der Wein getrunken und das Abendessen gekocht. Dann fängt es wieder leicht an zu regnen und wir schlafen langsam ein.
Am nächsten Morgen stellen wir dann unseren fatalen Fehler fest. Der Feldweg den wir gestern ca. 100 m gefahren sind, ist durch den Regen eine einzige Schlammpfütze geworden. Es hilft nichts, und um die 100 m zur Straße zurückzukommen müssen wir unsere Räder durch den Schlamm schieben / tragen. So starten wir dann, direkt ziemlich erschöpft und mit dreckigen Rädern, in den Tag. Im nächsten Dorf finden wir zum Glück eine Waschstraße und dort können wir unsere Räder wieder zum strahlen bringen!

Einladungen und eine kaputte Pedale

Um uns nun auch wieder zum strahlen zu bringen, beschließen wir in ein Cafe zu gehen und uns ein bisschen aufzuwärmen. Grade haben wir bestellt, da kommt ein älterer Herr rein, blickt verschmitzt zu uns rüber und sagt “Herr Gott nochmal in Dreiteufelsnamen, ist das ein Schietwetter”. Wir brechen sofort in ein Lachen aus und er sagt: “Ihr seid doch Deutsche oder?”
Christos lädt uns ohne Umschweife zum Kaffee ein und wir unterhalten uns mit ihm über Griechenland und sein Leben. Er hatte einige Jahre eine Kneipe auf St. Pauli laufen und kann daher sehr gut Deutsch. Daneben war er bei einer bekannten Motorradgang wohl ein hohes Tier und ist mit seinem Motorrad durch Europa und Nordafrika gereist. Definitiv ein sehr spannender Gesprächspartner! Wir bleiben ein paar Stunden und fahren abends nur noch ein paar Kilometer raus aus dem Dorf.

Als wir am nächsten Morgen weiterfahren, merkt Michel, dass mit seiner Pedale etwas nicht stimmt. Eine kurze Untersuchung gibt Gewissheit – das Kugellager ist kaputt. Noch können wir weiterfahren, aber lange hält es nicht mehr…
Als wir in das nächste Dorf fahren, trauen wir unseren Augen nicht. Direkt neben der Tankstelle ist ein Fahrradladen – mitten im Nirgendwo! Die Auswahl ist natürlich nicht sonderlich groß, aber sie haben zwei neue, passende Pedalen da! Kostenpunkt 10€ und sie haben uns im Endeffekt tatsächlich knapp 10.000 km bis nach Russland gebracht, wo es neue gab!
Wir sind jetzt wieder auf kleinen Feldwegen unterwegs, immer entlang des Grenzflusses Mariza. Abends wollen wir uns wieder Wasser holen und als Olga bei einem Haus nachfragt, wird ihr auf russisch geantwortet, dass hier die Rohre kaputt seien. Witzig, aber als wir beim nächsten Haus auch auf russisch angesprochen werden, werden wir neugierig!
Wie wir erfahren, wohnen in dieser Gegend viele Menschen aus Armenien, die vor Jahren wegen eines Erdbebens hierher umgesiedelt wurden. Kurzerhand werden wir von dem Ehepaar auf einen Kaffee eingeladen. Wladimir und Aleksandra erweisen sich als sehr freundliche Gastgeber und sind überglücklich, dass mal etwas spannendes bei ihnen passiert. Wir unterhalten uns sehr nett mit den beiden und zum Abschied bekommen wir noch eine große Tüte Obst geschenkt – Vielen Dank!

Polizeikontrolle am Grenzfluss

Unser letztes Nachtlager in Griechenland bauen wir ungefähr 20 km vor der Grenze zu der Türkei auf. Die Nacht verläuft ruhig und am nächsten Morgen, fahren wir entlang eines einsamen Feldweges weiter Richtung Grenze.
Der Grenzfluss Mariza bildet die Grenze zwischen der Türkei und der EU und ist somit für Flüchtlinge und Schleuser eine “beliebte” Route. Es dauert daher nicht lange und von hinten holt uns ein Polizeiwagen ein – Passkontrolle, ein paar Fragen und der ausdrückliche Hinweis nicht zum Fluss zu gehen!
Danach dürfen wir aber auf unserem Feldweg bleiben und fahren wieder alleine, an ein paar Militärposten vorbei, weiter Richtung Grenzübergang.

Wir haben es auf jedenfall nicht bereut, diesen kleinen Abstecher nach Griechenland zu machen und wir haben ein paar wirklich nette und interessante Menschen getroffen!
Warst du schon mal mit dem Rad in Griechenland unterwegs? Wie ist es in den anderen Teilen des Landes? Hast du noch Fragen zu Griechenland? Schreibe uns gerne einen Kommentar! 

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3 Comments
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Roger Dorny
6 Jahre zuvor

Hallo ihr Zwei. Schaue bei eurer tollen Tour zu. Hut ab, was ihr da leistet ist schon genial. Habe euren Weg bis zur türkischen Grenze verfolgt. Leider finde ich nun keine Videos aus der Türkei. Hoffe ihr seid weiterhin mit Spaß dabei. Alles Gute, Roger!!

6 Jahre zuvor

Eine Tolle Sache, so etwas zu unternehmen braucht ehrgeizig. Anschließend sieht man die Welt mit ganz anderen Augen.