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Radfahren in Mazedonien und Sightseeing in Skopje

mazedonien

Es ist der 30.11. 2016 und wir stehen mit unseren Rädern an der Grenze vom Kosovo nach Mazedonien. Am Grenzübergang ist nicht besonders viel los und so kommen wir problemlos und schnell über die Grenze. Es liegt ein bisschen Schnee und entlang einer kleinen Landstraße fahren wir direkt Richtung Skopje, Hauptstadt von Mazedonien.

Auf nach Skopje!

Es geht eigentlich die ganze Zeit bergab und so legen wir die gut 20 Kilometer von der Grenze nach Skopje in einer knappen Stunde zurück. Die Vorstadt ist ziemlich unspektakulär und so fahren wir ohne große Erwartungen in die Stadt. Vorbei an ein paar Märkten und lustigerweise an ein paar alten, englischen Doppeldecker Bussen geht’s erstmal zu einem Einkaufszentrum. Wir kaufen ein paar Lebensmittel, surfen ein bisschen im Internet und suchen uns dabei ein Hostel raus.

Danach machen wir uns auf den Weg ins Zentrum und sind begeistert, dass es einen schönen Radweg entlang des Flusses Vardar gibt, welcher einmal quer durch die Stadt fließt.

Und dann kommt auf einmal der Schlag ins Gesicht!

Wir stehen plötzlich auf einem riesigen Platz, der gesäumt ist von unzähligen Statuen, prachtvollen Gebäuden und in dessen Mitte eine gut 20 Meter hohe Statue eines Reiters mit Pferd steht.

Im Projekt “Skopje2014” wurde die komplette Innenstadt neu erbaut und mit unzähligen Kunstwerken und geschichtsträchtigen Statuen bestückt. Unter Einsatz immenser finanzieller Mittel wurde so zum Teil die Geschichte neu geschrieben.

Die Griechen verurteilen z.B. die Statue von Alexander dem Großen (Übrigens mit einem Kostenpunkt von 10 Mio. €), da diese ihn als den berühmtesten Eroberer des eigenen Volkes sehen. Mit der offiziellen Bezeichnung (Offiziell heißt die Statue “Krieger zu Pferd”, aber jeder weiss, dass sie Alexander den Großen abbildet) soll verhindert werden, dass die Griechen sich beleidigt fühlen und so der gewünschte EU-Beitritt Mazedoniens immer weiter nach hinten verschoben wird.

Unserer Meinung nach alles ziemlich abgefahren!

Nichts desto trotz sind wir überwältigt von den Gebäuden im Barockstil, den Springbrunnen, den unzähligen Kunstwerken, den Säulengängen und den Fußgängerbrücken über den Fluss Vardar.

Auf dem Platz vor der Oper sind an den Laternen Lautsprecher angebracht, über die der ganze Platz mit klassischer Musik beschallt wird. Grade laufen die “Vier Jahreszeiten” von Vivaldi, während wir mit offenen Mündern eine Brücke mit unzähligen Büsten bestaunen. Viele der Einwohner sind (selbstverständlich) nicht wirklich glücklich mit dem Projekt “Skopje2014”. Das Geld könnte definitiv an anderer Stelle deutlich besser eingesetzt werden und in dem Projekt ist wohl auch viel Korruption und Geldwäsche involviert gewesen…

Aber ihr müsst das verstehen, es ist so überwältigend! Wir finden “Das Geld hätte auch deutlich schlechter eingesetzt werden können!”. Überall auf der Welt wird Geld für sinnlose Bauprojekte, Subventionen oder Korruption verschwendet – Aber hier wurde etwas unglaublich beeindruckendes geschaffen! Dadurch wird zumindest die Tourismus Branche deutlich profitieren – da sind wir uns sicher!

In der Nähe des Zentrums quartieren wir uns in einem Hostel ein und erkunden die Stadt danach noch weiter zu Fuß.

Critical Mass in Mazedonien!

Zufällig treffen wir eine stehende Gruppe Radfahrer und nach kurzem Gespräch stellt sich raus, dass hier heute eine “Critical Mass” stattfindet! Eine weltweite Idee, bei der sich Radfahrer in Gruppen zusammen schließen und in dieser Gruppe, als Teil des Straßenverkehrs, durch die Stadt fahren. Damit soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass Radfahrer Teil des Verkehrs sind. Wir überlegen natürlich nicht lange und holen so schnell es geht unsere Räder, um mitzufahren! Leider kommen wir ein bisschen zu spät an und die Gruppe ist bereits losgefahren… Bedrückt fahren wir eine kleine Runde und auf einmal sehen wir die Gruppe in einer Seitenstraße – Juhuu!

Wir fahren gemeinsam durch die Stadt und unterhalten uns mit den Leuten. Auch hier deutliche Abneigung gegen das neue Skopje – aufgrund der ganzen Statuen nennen die Mazedonier Skopje nur “Disneyland”.

Nach der Tour gibt es noch einen gemeinsamen Tee und danach fahren wir zurück ins Hostel. Zwei junge Frauen aus Deutschland sind auch im Hostel und wir unterhalten uns mit ihnen über ihr Vorhaben, von Deutschland nach Griechenland zu trampen. Auch eine tolle Art zu Reisen finden wir!

Am nächsten Tag machen wir einen Spaziergang durch die Altstadt, welche sich durch schöne Gassen und einen wundervollen Markt auszeichnet. Danach wieder im “neuen” Skopje entlang zahlloser Skulpturen und Kunstwerken. In anderen Städten wäre jede dieser Skulpturen eine riesige Attraktion nur für sich; und hier gibt es Hunderte – es ist einfach unbeschreiblich!

Unterwegs im Norden von Mazedonien

Am Morgen darauf packen wir dann unsere Sachen wieder zusammen und verlassen Skopje Richtung Nordosten.

Wir machen uns auf den Weg nach Kumanovo, einer Stadt etwa 40 km entfernt von Skopje. Hier haben wir einen Warmshowers Host und nach kurzem Telefonat treffen wir Goran, Nate und ihre Tochter Anja in ihrem schönen Haus. Wir haben einen witzigen Abend mit leckerem Essen, ein paar Schnäpsen und japanischen Gameshows, welche die beiden urkomisch finden 😀 . Nate erzählt uns, dass es in Mazedonien verboten ist, die beliebte Paprikapaste “Aijvar” privat herzustellen. Die Regierung befürchtet, dass die Städte durch den ganzen organischen Abfall zu sehr stinken würden – und so wurde das Verbot ausgesprochen und seitdem müssen die Menschen das Aijvar im Supermarkt kaufen. Verrückt oder? Stellt euch doch mal vor in Deutschland dürfte man auf einmal keinen Kartoffelsalat mehr machen!?

Am nächsten Morgen frühstücken wir noch gemütlich gemeinsam und dann müssen wir uns leider auch schon wieder verabschieden – ein weiteres mal eine wundervolle Warmshowers Erfahrung!

Jetzt geht es weiter Richtung Osten nach Bulgarien. Wir fahren durch tolle Landschaften und kleine Dörfer. Hier sehen wir allerdings auch nochmal, wie gut das Geld aus “Skopje2014” anders hätte eingesetzt werden können. Überall kaputte Häuser, Straßen und Busse aus den 50er Jahren…

Am Abend sind es bis Bulgarien noch gut 20 km und wir finden auf einem vergessenen Fußballplatz einen ruhigen Platz für unser Zelt. Unsere letzte Nacht in Mazedonien und wir merken langsam, dass der Winter kommt. Nachts wird es deutlich kälter und morgens müssen wir am Zelt “kratzen” bevor wir es halbwegs einpacken können.

Die letzten Kilometer bis Bulgarien geht es bergauf und gegen Mittag kommen wir an der Grenze an. Vorher haben wir noch unser letztes Geld in ein paar “Helva-Riegel” investiert – lecker!

In Mazedonien hatten wir auch wieder nur einen kürzeren Aufenthalt, aber dennoch waren die Landschaften und insbesondere die Hauptstadt Skopje eine sehr tolle und interessante Erfahrung. Wir werden mit Sicherheit nochmal den Süden des Landes bereisen und auch Skopje werden wir bestimmt nochmals besuchen!

Warst du schon mal in Skopje oder in anderen Teilen von Mazedonien? Was sagst du zu der gegenwärtigen Situation? Wir freuen uns über deinen Kommentar oder deine Fragen zu Mazedonien!

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