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Die Verantwortung als Abenteurer im digitalen Zeitalter

Abenteurer im Jahr 2019 – Geht das überhaupt? Wie definieren wir uns als Abenteurer und was unterscheidet uns von Abenteurern und Entdeckern der Vergangenheit? Welche Erfahrungen haben wir in 2,5 Jahren Fahrradweltreise gesammelt und welche Verantwortung trägt man als Abenteurer im 21. Jahrhundert?

Wenn man durchgängig mit dem Internet verbunden ist, einen Fotoapparat und eine Videokamera dabei hat, und sich in Gegenden befindet wo bisher kaum bis gar keine anderen Reisenden waren, kann man nämlich durchaus auch einen großen Schaden anrichten.

Gibt es noch richtige Abenteurer?

Im 21. Jahrhundert ist ein Abenteuer eher ein persönliches Vergnügen, als dass es irgendeinen sozialen, politischen oder finanziellen Vorteil hätte. Es lässt sich vereinfacht vielleicht als verlassen der Komfortzone beschreiben.

Früher waren Abenteurer meist angeheuerte Wissenschaftler, Seeleute und Experten, die auf Gesuch ihres Auftragsgebers fremde Gegenden erkundeten, um dabei geopolitische oder finanzielle Vorteile für den Auftraggeber zu realisieren.

Unsere Fahrradweltreise ist in erster Linie eine persönliche Unternehmung, ohne dass jemand davon profitiert. Jedoch lassen wir andere Menschen über unsere Social-Media-Kanäle an unseren Erlebnissen teilhaben. Wir zeigen den Menschen, was wir auf unserer Weltreise sehen und lernen, ohne dass diese sich dabei auf eigene Faust in ein ähnliches Abenteuer stürzen müssen. In gewisser Weise leisten wir damit also auch einen Nutzen für andere Menschen. Wir erkunden entfernte Gegenden unseres Planeten mit dem Fahrrad und lassen dich an unseren Abenteuern und Feststellungen teilhaben.


Trotzdem hat sich die Definition des Wortes ≫Abenteurer≪ gerade in den letzten Jahrzehnten wohl immens geändert, und so kann man vielleicht sagen:

≫Ja, es gibt noch Abenteurer! Aber es ist anders…≪

Abenteurer haben in der Geschichte viele Fehler gemacht. Es ging früher vor allem auch darum andere Länder zu erkunden um die dortigen Ureinwohner dann zu versklaven und sich eine Kolonie aufzubauen. Der Grund für unsere Reise und die Berichterstattung ist natürlich genau das Gegenteil – Wir wollen die Menschen dichter zusammenbringen und möglichst aus den Fehlern unserer Vorgänger lernen.

Manche Stimmen mögen vielleicht sagen, dass das Zeitalter der Abenteurer und Entdecker mittlerweile vorbei ist, da wir bereits alles kennen, gesehen haben und man jede Information auf Wikipedia und Googlemaps nachschlagen kann.


Dennoch denken wir, dass es immer noch etwas zu entdecken gibt. Vor allem nämlich wie die Menschen genau heute in der jetzigen Situation leben und wie sich die Erde im rasanten Tempo aufgrund von Globalisierung, Klimaänderungen und technologischem Fortschritt ändert. Dieser Vorgang findet so schnell statt, dass wir im Moment gar nicht alle Auswirkungen davon in einem Gesamtbild sehen können. Wir versuchen auf unserer Reise einen lokalen und globalen Eindruck der Menschen, der Natur und den politischen Umständen zu erhalten. Dieses Wissen, unsere Einschätzungen und die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen teilen wir dann mit allen Menschen auf unseren Online Plattformen.

Moderne Technische Hilfsmittel

In der heutigen Zeit haben wir Zugriff auf verschiedene technische Hilfsmittel, die unser ≫Abenteuer≪ fast schon lächerlich einfach machen.

Damals musste man noch mit ungenauen Karten und Kompass navigieren, hatte kaum Informationen über die geplante Route und konnte sich mit niemandem Verständigen.

Heute haben wir auf unserem Smartphone eine exakte Karte der gesamten Welt, wir können im Internet jede erdenkliche Information über unser Reiseland abrufen, wissen aufgrund von GPS immer unsere genaue Position und können mit einfachen Übersetzungsapps mit jedem Menschen auf unserem Planeten kommunizieren.

Die Verantwortung als Abenteurer

Gerade weil wir es heutzutage so einfach haben unseren Planeten individuell zu erkunden und wir mit allen möglichen technischen Hilfsmitteln ausgestattet sind, müssen wir uns der daraus resultierenden Verantwortung bewusst sein.

Verantwortung gegenüber unserem Planeten

Wir haben uns als Fortbewegungsmittel für das Fahrrad entschieden, da es die umweltfreundlichste Art zu reisen ist. Würden wir diese Reise z.B. komplett mit Flügen und Taxen durchführen, wäre unser ökologischer Fußabdruck fatal.

Wenn wir zelten, versuchen wir immer so wenig wie möglich in die Natur einzugreifen. Dazu gehört natürlich auch seinen Müll immer mitzunehmen und entsprechend zu entsorgen.

Zum Thema Müll geht es uns vor allem auch darum wie wir es den Einheimischen vormachen. Hört sich blöd an, ist aber so: Als weißer Europäer schauen dich viele Menschen sehr respektvoll an und legen Wert auf deine Meinung. Wenn du diesen Umstand zum Guten nutzt, um den Menschen z.B. zu zeigen wie sie ihren Müll ordentlich entsorgen, verwendest du diese Tatsache wenigstens sinnvoll.

Des Weiteren müssen wir uns auch immer überlegen wo wir uns gerade befinden. Zelten und kochen in Nationalparks, oder in der Nähe von historischen Plätzen & Gebäuden ist meistens keine gute Idee und fügt diesen Orten unnötigen Schaden zu.

Verantwortung gegenüber den Menschen

Jeden Tag treffen wir auf unserer Reise natürlich auf sehr viele Menschen. Vermutlich haben wir in den letzten 2,5 Jahren mit mehreren tausend Menschen aus unterschiedlichsten Ländern tiefgründigere Gespräche geführt. Da ist es natürlich durchaus wichtig was wir von uns geben und wie wir uns als Westeuropäer darstellen. Es kommt nicht selten vor, dass die Menschen in kleinen Dörfern zu uns sagen, dass wir die ersten Ausländer sind, die sie jemals gesehen haben. Das fordert in unserer Wortwahl und Darstellung unserer Lebensphilosophie dann schon durchaus eine geschickte Vorgehensweise. Man möchte die Menschen nicht in falsche Vorstellungen oder Ideologien führen. Man sollte ihnen aber auch nicht zu sehr vor Augen führen wie vermeintlich gut es uns in Europa geht, während sie hier in abgenutzten Blechhütten wohnen. Das erfordert immer eine richtige Einschätzung der Menschen und ihrer Lebenssituation. Im Zweifelsfall macht man mit einem gemeinsamen Lachen meistens nichts falsch!


Dann gibt es aber noch eine weitere Gruppe von Menschen, die wir mit unserer Reise und den entsprechenden Beiträgen beeinflussen. Nämlich dich, als Leser und Konsument unserer Beiträge und Videos.

Auch da haben wir natürlich die gleichen Verantwortungen. Wir müssen sicherstellen die Lebenssituation der Menschen in anderen Ländern nicht falsch darzustellen, oder zu viel unserer eigenen Meinung einfließen zu lassen. Wir wollen so authentisch wie möglich von der Welt, ihrer Natur, ihren Einwohnern und ihrem Wandel berichten. Dafür müssen wir immer überlegen, wo wir jetzt ein Foto machen, wo wir die Kamera auch mal auslassen und wie wir das ganze Material dann an dich kommunizieren. Ein Bild auf Instagram oder Facebook erreicht schnell mehrere Tausend Menschen. Auch hier braucht es dementsprechend eine Menge Fingerspitzengefühl, damit wir dir eine richtige Vorstellung unserer Erlebnisse geben können.

Wir versuchen in allen Punkten natürlich unser Bestes zu geben und sind uns unserer durchaus großen Verantwortung absolut bewusst!

Es ist ein Privileg

Unsere Reise ist etwas ziemlich Einzigartiges und wir sind definitiv sehr stolz darauf, was wir bisher schon erreicht haben. Vielleicht sind wir eines der ersten und einzigen Paare auf der Welt, die mit dem Fahrrad jahrelang gemeinsam die Welt erkunden.

Das fühlt sich sehr gut an und doch wissen wir, dass es ein riesiges Privileg ist die Möglichkeit zu haben diesen Lebensweg einschlagen zu können. Für die meisten Menschen auf unserer Welt wäre dies nicht möglich. Allein die Visabestimmungen schließen schon einen Großteil der Menschen aus, da sie kaum in andere Länder reisen dürfen. Korrupte Regierungen, Kriegstreiber, Diskriminierung und Rassismus sind nur ein paar der Gründe dafür.

Aber hier setzt unsere Mission auch an. Unser größtes Ziel dieser Reise ist es zu zeigen, dass alle Menschen gleich sind. Wir sprechen uns klar gegen Diskriminierung, Rassismus, Korruption und Kriege aus. Wir fordern Gleichberechtigung und Frieden für alle!

Wie sieht die Zukunft für Abenteurer aus?

Durch technologischen Fortschritt, Globalisierung und weltweit bessere Infrastruktur wird es auf jeden Fall Tag für Tag einfacher in entlegene Gegenden unseres Planeten vorzudringen. Damit geht aber auch einher das es nichts besonders mehr ist, da schon 1000 andere Menschen vor einem an diesen Orten waren. Schon bald werden alle Menschen auf der Welt mit dem Internet verbunden sein, und man wird so gut wie keine Orte mehr finden, an denen es noch etwas Unbekanntes oder Ungewöhnliches zu entdecken gibt. Wir sind vielleicht eine der letzten Generationen, die unseren Planeten noch auf diese Art und Weise bereisen und entdecken können.

Starte dein eigenes Abenteuer!

Worauf wartest du? Gehe raus, entdecke die Welt und schiebe deine Vorurteile beiseite.

Genau jetzt ist die richtige Zeit dafür. Du musst dich natürlich nicht direkt auf eine Fahrradweltreise oder ähnlich große Unternehmungen begeben. Geh doch einfach mal für eine Nacht Zelten, erkunde den Wald am Stadtrand oder mach einfach mal etwas was du schon immer machen wolltest, dich aber nie getraut hast. Verlasse deine Komfortzone!

Wir wünschen dir viel Spaß beim erkunden unserer Welt! Soviel sei vorweggenommen, sie ist wundervoll! Wir wissen das, denn wir sind Abenteurer und haben sie gesehen wie kaum ein anderer…


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Svenja
5 Jahre zuvor

Danke für diesen Beitrag. Er spricht mir sehr aus dem Herzen. Auch ich finde es schwierig mit den Widersprüchen des Reisens umgehen. Zu leicht reproduziert man (auch aus versehen) Vorurteile oder rassistische Bilder oder schadet, wo man eigentlich helfen wollte. Und ja: die Verantwortung ist groß. Und nochmal größer, wenn man bloggt, da man irgendwie eine gewisse “Macht” hat die eigene Perspektive zu verbreiten.
Ich finde ihr macht das super! Alles Gute Euch weiterhin .:-)

5 Jahre zuvor

Sehr schön und treffend formuliert. Ich verfolge Eure Reise schon eine ganze Weile und ich muss sagen Ihr macht das toll! Klingt abgedroschen, aber durch Menschen mit der Einstellung wie die eurige wird die Welt ein besserer Ort!
Alles Gute weiterhin!
nico

Eddy
5 Jahre zuvor

Michel du schreibst: “Damit geht aber auch einher das es nichts besonders mehr ist, da schon 1000 andere Menschen vor einem an diesen Orten waren.

Meine Idee.
Obwohl an einem Ort schon 1000 andere Menschen ware, sie sind nicht ich. Ein jeder hat am gleichen Ort seine eigene persönliche Erfahrung. Also dieser Ort könte für mich etwas ganz besonderes sein.

5 Jahre zuvor

Schöner Beitrag! Ich hab den größten Respekt vor eurer Art der Reise. Ich glaube wenn alle Menschen so Reisen würden, nur mit dem Fahrrad, wäre die Welt ein besserer Ort. Das Reisen mit dem Rad ermöglicht einen viel tieferen Einblick in das Land das man bereist. Viel Glück euch weiterhin!

Mane
4 Jahre zuvor

Hallo an alle,
ich bin zur Zeit mit meinem Rad auf Welttournee und bin momentan in Indien, Kalkutta. Ich hatte gerade in Indien (2500 km und im Iran (2300 km ) das Gefühl, hier war noch kein Mensch aus Europa, außer mir. Ich hatte, als ich losfuhr am 1.5.2019 sehr große Vorurteile bezüglich der Sicherheit und der anderen Lebenskulturen. Alles abgebaut. Die Menschen sind so nett und hilfsbereit, wie ich mir es nicht erträumt hatte. Rauf aufs Rad und los gehts. Ich kann’s jedem nur empfehlen. Als Radreisender hast du überall ( bis jetzt ) den Respektsbonus. Vielleicht wird’s noch anders, ich hoffe es nicht.

4 Jahre zuvor

Seit ich “rausgefahren” entdeckt habe, wird nur noch YouTube geschaut. Sehr schöne Videos, sehr schöne Reise!!! Da bekommt man richtig Fernweh!
Du fragst, ob man heute noch Abenteuer erleben kann. Man kann! Habe vor kurzem eine Reise durch Kirgisien/Tadschikistan unternommen (Pamir Highway mit Auto + viele Wanderungen) – meine erste Fernreise im digitalen Zeitalter mit maps.me &Co. Für mich war das nach langer Zeit wieder ein richtiges kleines Abenteuer wie früher – ich bin jetzt 60. Nur etwas fehlt mir heute ein wenig: Die Erleichterungen die maps.me/WhatsApp usw. bieten, sind genial. (Ob man sich im Fan-Gebirge verläuft oder in Bishkek ein Hotel sucht: kein Problem mit maps.me. Alle notwendigen Infos holt man sich aus dem Internet…..) Aber durch diese technischen Hilfsmittel ist man irgendwie nie richtig weg. Man ist stets mit Freunden/Familie verbunden. In der “vordigitalen” Zeit reiste man oft längere Zeit ohne Kontakt zur “Außenwelt”. Postlagernde Briefe waren das Mittel, um mit anderen Reisenden in Kontakt zu bleiben.
Als wir 87 Tibet durchquerten hatten wir für Wochen keine Ahnung, wo wir waren. Wir sind in Lhasa ins Ungewisse aufgebrochen und nach Wochen irgendwo in China rausgekommen. Diese Ungewißheit und Abgeschiedenheit, die heute nicht mehr so erlebbar ist, macht für mich den großen Unterschied zum Reisen heute. Aber sonst hat sich nicht viel geändert. Ich habe in Tadschikistan dieselben jungen Leute getroffen wie vor 30 – 40 Jahren, mit derselben Begeisterung. Selbst den “Lonely Planet” gibt’s noch. Ich habe 1983 in Nepal einen älteren Deutschen getroffen, der 1959 von Deutschland nach Australien geradelt war. Ich habe ihn etwas beneidet: “Das muß noch ein richtiges Abenteuer gewesen sein.” Er meinte nur: “Das war auch nicht viel anders als heute.” Ich würde heute – abgesehen von der ständigen Erreichbarkeit – dasselbe sagen. Es ist so spannend wie früher, wenn man zu einer neuen Reise aufbricht. Man sollte vielleicht nicht unbedingt an die Orte fahren, die man von früher kennt. Da ist eine gewisse Enttäuschung vorprogrammiert.
Viel Glück auf der weiteren Reise und macht noch ein paar schöne Videos!
(Sollten euch ein paar “Retro-Radreisebilder” interessieren, googelt “weltreise 86/87”. Schaut euch vielleicht mal Wadi Rum an. Das kennt ihr ja auch. Das schaute damals doch noch etwas anders aus.)