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Von Jordanien nach Israel – Die Allenby Brücke

Jordanien

“Dieser verdammte Schlamm ist überall!” ruft Michel genervt. Heute morgen haben wir festgestellt, dass der gestern noch gefrorene Weg zu unserem Campingspot aufgetaut ist und wir unsere Räder durch tiefen, roten Schlamm schieben müssen.

Wie in Teil 1 unserer Reise durch Jordanien geschrieben, dauert es eine gute Stunde bis unsere Räder wieder fahrbar sind, aber dann geht unsere Tour durch Jordanien weiter. Wir fahren Richtung Norden, zur Allenby Brücke, dem tiefsten Grenzposten der Welt, zwischen Jordanien und dem Westjordanland.

 Eine Einladung in Jordanien

Nach ein paar Kilometern tauchen vor uns auf einmal ein paar andere Radfahrer auf. Simon, Jascha und Michael aus Stuttgart machen eine Tour durch Israel und Jordanien. Wir können uns gut austauschen und uns gegenseitig Tipps geben, da wir in entgegengesetzte Richtungen fahren. Nach einem netten Gespräch geht es dann weiter und vor uns warten wieder einige größere Anstiege.

Teilweise liegt noch Schnee auf den Bergen und die Steigungen sind manchmal so groß, dass wir schieben müssen. Unser eigentlicher Plan war, etwas im Landesinneren zu bleiben, aber aufgrund der auf uns wartenden Berge, beschließen wir kurzerhand Richtung Westen zum Toten Meer zu fahren. Das bedeutet es geht erstmal wieder Bergab!
Gegen Mittag fahren wir durch ein kleines Dorf, in dem wir uns Brot für die Mittagspause kaufen wollen. Wir fragen die Leute, aber es sieht so aus, dass es hier keinen Laden gibt. Wie gerufen, hält neben uns plötzlich ein Auto an und Jassir fragt uns, was wir den brauchen? Wir erklären unsere Situation und kurzerhand langt er uns zwei Brote raus – Klasse! Aber das ist noch nicht alles! Er wohne hier direkt um die Ecke und wir müssen unbedingt zum Mittagessen mitkommen, sagt er uns freundlich. Oh, okay, gerne! Wir fahren auf einen großen Hof, und es warten schon gut 10 Männer auf uns. Das sind alles Meine Söhne erklärt Jassir uns stolz. Wir werden zu einem kleinen Tisch geführt, auf dem ein Tablett mit einem großen Berg Reis steht. In der Mitte ist Hähnchenfleisch drapiert und dazu gibt es eine Joghurtsoße. Wir versuchen zu erklären, dass wir keine tierischen Produkte essen, während wir beherzt bei Brot und Reis zugreifen. So ganz können die Männer das nicht verstehen und bieten uns immer wieder an, doch auch das Fleisch zu essen – Nein Danke, der Reis ist perfekt! Dazu bekommen wir noch ein großes Glas Limonade und wir werden auf halbwegs gutem Englisch über unsere Räder und unsere Reise ausgefragt. Was haltet ihr denn von Jordanien? Ist es ein gutes Land? Ja, sehr tolle Menschen hier!
Wir bedanken uns für die nette Einladung und fahren dann weiter Bergab Richtung Totes Meer.

Der Hundeangriff

Hinter einer Kurve tauchen auf einmal ein paar Hunde auf, die uns skeptisch anschauen und anfangen zu bellen. In dem Moment sehen wir, dass etwas abseits der Straße ein ganzes Rudel von bestimmt 100 Tieren auf uns aufmerksam wird und laut bellend auf uns zurennt! Verdammt, zum Glück geht es Bergab, aber die Hunde kommen, unbeeindruckt von unseren großen Rädern, weiter auf uns zugerannt. Laut kreischend und brüllend fahren wir an dem Rudel vorbei und treten erschrocken in die Pedalen! Nach 100m ist das Rennen für uns entschieden und Michel fragt, was zum Teufel machen die hier? Wieso sind hier hunderte von Hunden mitten in der Wildnis? Wir können keine Antwort auf diese Fragen finden…

Nach etwa 3 Kilometern beschließen wir unser Nachtlager aufzubauen und den Schock erstmal auszuschlafen.

Ans Tote Meer

Morgens geht es dann, ausgeschlafen und wieder fröhlich, die letzten 20km zum Toten Meer, Als wir auf die Straße Richtung Norden biegen, bläst uns der Wind von vorne entgegen und wir sind wieder etwas demotiviert. Langsam fahren wir weiter durch die schöne Landschaft und bei einer kurzen Pause am Straßenrand, werden wir wieder angesprochen. Wo kommt ihr denn her? Aus Deutschland und Russland! Russland? Ihr sprecht russisch? Entgegnet uns der Mann auf russisch. Ja natürlich! Er läd uns zum Tee ein, zeigt uns seine Plantage vor der wir Pause gemacht haben und wir unterhalten uns mit ihm über Landwirtschaft in Jordanien – Wieder eine nette Begegnung!

Ein paar Kilomter weiter wartet schon die nächste Einladung zum Tee. Ein paar Straßenarbeiter sitzen im Kreis neben der Straße und winken uns rüber – Tee! Tee! Gut, also noch eine Tasse Tee mit den wieder sehr freundlichen Männern.

Am nächsten Tag fahren wir weiter am Toten Meer, immer entlang der Grenze und finden Abends einen guten Campingspot, etwa 14km von dem Grenzübergang entfernt.

Die Allenby Brücke

Morgens fahren wir früh los, und um kurz nach 9 Uhr kommen wir am Grenzposten “Allenby Brücke” an. Der erste Mann der uns sieht, ruft “No Bikes here!” Was, wieso? Das stimmt nicht! Ein kurzes Telefonat später, dürfen wir dann doch zur Kontrolle fahren. Wir müssen eine Ausreisegebühr zahlen und dann auf einen Bus warten, denn mit dem Fahrrad über die Grenze zu fahren, ist leider nicht erlaubt. Nach ein paar Minuten kommt ein Bus mit Anhänger und wir laden unsere Räder auf. Wir machen den Jungs klar, dass diese Räder wirklich sehr sehr wichtig sind und sie unbedingt vorsichtig sein müssen. “Ja, Ja, kein Problem!” Wir müssen uns in einen der anderen Busse setzen und können ab jetzt nur hoffen, dass alles gut geht. Der Bus hält ein paar Mal an und wir müssen unsere Ausweise vorzeigen, aber nach etwa 30 Minuten steigen wir dann, auf der anderen Seite der Allenby Brücke, an dem Israelischen Grenzposten aus. Der Bus mit unseren Rädern ist noch nicht da und wir müssen etwa 10 Minuten warten bis er ankommt. Sofort gehen wir zum Anhänger und sehen schon die Katastrophe. Auf unseren Rädern wurden diverse Taschen gestapelt und beim rausholen sehen wir, dass einer von Olgas Bremshebeln abgebrochen ist – Verdammt, diese Idioten!

Wir beschweren uns lautstark und wollen einen Verantwortlichen sprechen. Nach ein paar Minuten kommt ein Mann raus. Schwarze Shorts, T-Shirt, kurze blonde Haaren und Kopfhörer im Ohr – Genauso wie man sich einen israelischen Geheimagenten vorstellt. Ich habe mir das Überwachungsvideo angesehen, auf unserer Seite kann das nicht passiert sein. Wenn ihr was wollt, müsst ihr das auf jordanischer Seite klären. Wir beschweren uns weiter und müssen schlussendlich noch eine intensive Sicherheitsbefragung über uns ergehen lassen. Keine Chance hier was zu machen.

Dann geht es weiter; wir wollen nun zur Sicherheitskontrolle, aber unsere Räder passen nicht durch den Scanner und wir wollen nicht, dass noch mehr kaputt geht. Kurzerhand werden wir dann zum VIP Service gebracht, bei dem wir unsere Räder einfach durchrollen können und schon nach ein paar Minuten unsere Einreisestempel bekommen. Naja, auch nicht schlecht. Jetzt sind wir also zurück in Israel, fast zumindest, den wir müssen noch die letzten 3km aus dem Grenzgebiet fahren. Auch hier ist es wieder nicht erlaubt, mit dem Rad zu fahren. Wir sollen wieder Bus fahren! Keine Chance, wir fahren nicht nochmal mit dem Bus! Beschweren wir uns. Es geht hin und her und Michel spricht sogar mit dem Bordermanager um unsere Situation zu erklären. Irgendwann geben sie nach und spendieren uns für die 3km ein Großraumtaxi, in das wir unsere Räder reinstellen können – Normal kostet dieser Service über 50€!

Nach gut 3 Stunden haben wir es dann geschafft und stehen hinter der Grenze, wo wir wieder auf unseren Rädern fahren dürfen! Die Allenby Brücke ist wirklich kein einfacher Grenzübergang und er liegt in einem relativ unstabilen Gebiet, also informiere dich gut, wenn du planst selber über diese Grenze zu reisen!

Westjordanland, Jersualem und zum Flughafen

Über Jericho fahren wir dann weiter in Richtung Jerusalem. Abends haben wir uns in einem kleinen Dorf, etwa 20km vor Jerusalem, einen netten Warmshowers Host organisiert und wir haben einen sehr tollen Abend mit der jüdischen Familie.

In Jerusalem können wir Olgas Bremse glücklicherweise reparieren und wir bekommen Besuch von Michels Schwester! Wir haben gemeinsam ein paar richtig tolle Tage mit leckerem Essen, Sightseeing und langen Spaziergängen! Nach diesen tollen Tagen geht unsere Zeit in Israel aber auch langsam vorbei und wir machen uns auf den Weg nach Tel Aviv, um wieder zurück nach Antalya in die Türkei zu fliegen.

Wir hatten eine sehr tolle Zeit in Israel und Jordanien und für uns war es die perfekte Lösung, um dem kalten Winter in der Türkei zu entfliehen!

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2 Comments
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Murat
5 Jahre zuvor

Hallo Olga,
hallo Michel,

ich verfolge eure Reise mit großer Bewunderung und Interesse und wünsche Euch noch weiterhin schönen und freundschaftliche Begegnungen auf Eure Reise. Bleibt Gesund!
Wann seid Ihr wieder in Antalya und wie geht es weiter?

Lieben Gruß aus Berlin
Murat