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Radreise in Russland #2 – Entlang der Wolga bis Samara

Nachdem wir in der Stadt Wolgograd zwei Nächte verbracht haben, geht es am 28. April 2017 weiter in Richtung Norden. Unsere nächste Etappe durch Russland geht jetzt entlang des größten Flusses in Europa, der Wolga. Die weiteren Ziele sind nun erstmal die Städte Saratow und Samara.

Erste Etappe nach Saratow

Leicht nördlich von Wolgograd überqueren wir die Wolga und sind nun auf der Ostseite des Flusses. Abends finden wir einen sehr schönen Campingspot direkt am Flussufer und genießen den tollen Sonnenuntergang über dem Fluss. Wir haben es irgendwie nicht geschafft unsere Wasserreserven aufzufüllen und so müssen wir unseren Wasserfilter einsetzen um das Wasser aus der Wolga zu filtern und trinken zu können. Mehr Infos zur Wasserversorgung auf einer Fahrradreise findest du übrigens in unserem Artikel “Wasserversorgung auf Fahrradreisen“.

Am nächsten Tag geht es entlang von einsamen Landstraßen weiter nach Norden. Es ist ein bisschen windig, aber wir kommen ganz gut vorran. Mittags kaufen wir in einem kleinen Dorf ein und werden danach von der Polizei kontrolliert. Wir müssen unsere Ausweise vorzeigen und unsere Adressen in Deutschland sagen. Die werden dann auf kyrillisch aufgeschrieben, so dass eine Transkribierung zurück ins Lateinische definitiv nicht zu der richtigen Adresse führen wird. Irgendwie scheint den Jungs auch klar zu sein, dass es einfach dämlich ist, was sie da machen, aber sie machen es trotzdem. “Wir leben in Zeiten des Terrorismus, ihr wisst ja, ist alles ziemlich gefährlich.” Ja, stimmt, Terroristen tarnen sich neuerdings als Radreisende und fahren durch die Wallapampa Russlands…

Naja, aber irgendwann dürfen wir weiterfahren und nach ein paar Kilometern machen wir Mittagspause. Am späten Nachmittag hält uns ein Autofahrer an und fragt wo wir denn hinwollen. Nach einer kurzen Erklärung meint er, dass die Fähre die wir in etwa 10km nehmen wollen nicht fährt. Wir bedanken uns, überlegen kurz und halten noch ein Auto an und fragen wieder nach der Fähre – Keine Ahnung! Dann kommt ein Junge mit seinem Rad vorbei und wir fragen ihn. Er meint, sein Bruder sei heute mit der Fähre gefahren… Wir sind unschlüssig und fahren erst mal langsam weiter. Ein weiteres Auto hält und der Mann sagt ebenfalls, dass die Fähre nicht fährt. Problem ist, wir müssten 20km die gleiche Straße zurück fahren um eine andere Fähre nehmen zu können, da diese Straße ohne Fähre eine Sackgasse ist. Der Mann sagt, er wird jetzt zu der Fähre fahren uns für uns schauen wie es dort aussieht. Wir bedanken uns herzlich und warten bis der Mann wiederkommt. “Okay, da fährt definitiv keine Fähre! Alles komplett runtergekommen!” erklärt er uns als er nach einiger Zeit zurück kommt. Nachdem wir uns bedankt haben, fahren wir etwas genervt die 20km zurück zum anderen Fähranleger.

Es wird schon langsam dunkel, aber wir wollen gerne dicht an die Fähre kommen um morgen früh direkt rübersetzen zu können. Kurz bevor wir unser Ziel erreichen hält noch ein kleiner Lada an und es steigen 5, gut angeheiterte Männer aus. Wo kommt ihr denn her und was macht ihr hier, fragen sie uns fröhlich und lachend. Wir erzählen kurz und dann muss natürlich sofort getrunken werden. Wir müssen noch fahren, erklären wir den 5 besoffenen Männern vor ihrem Auto. Irgendwie verstehen sie uns aber und schenken uns einfach eine Flasche Vodka – Für später! Und schon düsen sie in leichten Schlangenlinien weiter…!
Kurz vor der Fähre schlagen wir unser Nachtlager auf, trinken Bier, etwas Vodka und nehmen morgens die erste Fähre über die Wolga, zurück auf die Westseite.

Bis nach Saratow geht es jetzt durch hügelige Graslandschaften mit vereinzelten Bäumen. Wir haben größtenteils Rückenwind und kommen gut vorran. Die Sonnen knallt uns auf die Köpfe und das Thermometer zeigt 30°C an – Langsam kommt also der Sommer!
In Saratow hat Juri Gargarin studiert und die Stadt ist mächtig stolz auf ihren Nationalhelden. Wir schauen uns eine Statue von ihm an und erkunden mit dem Rad auch noch den Rest der Stadt. Danach geht es wieder über eine Brücke über die Wolga in die Stadt Engels.
Dort treffen wir zufällig Ivan, ebenfalls einen Radreisenden. Er kommt aus Russland und macht grade eine kleine Probe-Radreise durch die Gegend hier. Bald möchte er ebenfalls eine richtig große Tour starten! Er ist sehr minimalistisch unterwegs, mit selbstgebauten Radtaschen, einer Angel und viel Wissen über Survival Methoden. Er meint er gibt gar kein Geld aus, sondern angelt sich einfach sein Abendessen. Wir sind schon beeindruckt, fühlen uns aber auch wieder bestätigt. Wirklich jeder kann eine Radreise machen. Es kommt nicht aufs Geld an, sondern nur auf deinen Willen.

Gegen Abend finden wir wieder einen tollen Campingspot, direkt an der Wolga, sogar mit Sandstrand. Zum Baden ist der Fluss aber einfach noch zu kalt!

Weiter nach Samara

Die nächsten Tage fahren wir auf wirklich schlechten Straßen, durch öde Graslandschaften mit vereinzelten Wäldern, und vor allem gegen den starken Wind der russischen Steppe. Trotzdem machen wir jeden Tag gut Kilometer und nähern uns unserem Ziel Samara.
Einmal kommt plötzlich von hinten ein Auto angerast, bremst knapp hinter uns mit quietschenden Reifen und fährt vor uns an den Straßenrand. Der Mann steigt aus und erklärt uns wütend, dass wir hier ja gar nicht fahren dürften und was uns den einfiele hier mit dem Rad zu fahren. Ein paar Stunden später machen wir Pause in einer Bushaltestellen und ein anderes Auto hält an. Der Mann fragt uns sehr interessiert über unsere Reise aus uns ist glücklich, dass wir auch durch Russland fahren.
Tja, so unterschiedlich sind die Menschen und ihr Wahrnehmungen!

Schlussendlich kommen wir nach ein paar anstrengenden Tagen in Samara an. Wir können bei einem Verwandten von Olga schlafen, der hier noch eine leerstehende Wohnung hat. Er ist der Cousin des Mannes von Olgas Mamas Cousine!
Wir machen mit ihm zusammen einen tollen Spaziergang durch die Stadt und er zeigt uns ein paar Sehenswürdigkeiten. Einen Tag später ist der 9. Mai, der Tag des Sieges in Russland. Am 9. Mai feiert Russland den Sieg im Großen Vaterländischen Krieg. So heißt in Russland der Zweite Weltkrieg von 1941-1945. In jeder großen Stadt gibt es dazu eine große Militärparade und es kommen viele Zuschauer um das Spektakel zu sehen.

Zwei Tage später machen wir uns wieder auf den Weg und fahren weiter gen Osten ins Ural Gebirge und in Olgas Heimatstadt Tscheljabinsk. Mehr dazu dann im nächsten Bericht!

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