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Spanien #1 – Fahrradfahren in den Pyrenäen

spanien

Es ist der 29.07.2016 und jetzt sind wir also tatsächlich mit unseren Rädern bis Spanien gekommen! Bisher sind wir gut 3100 km gefahren und nun stehen wir vor den überwältigend wirkenden Pyrenäen! Die befürchteten kilometerlangen Steigungen bleiben jedoch vorerst aus und wir müssen noch nicht in die niedrigeren Gänge unserer Rohloff schalten! Wir fahren von Hendaye aus auf einer Landstraße nach St. Sebastián und es geht zwischendurch nur leicht bergauf.

Dort angekommen gehen wir erst einmal einkaufen und sind erfreut über die niedrigen Preise im Supermarkt – Das wird gut! Der Weg aus der Stadt raus wird uns durch freundliche Autofahrer mit Hupe und schnellen Handzeichen gezeigt – eigentlich ja nur geradeaus aber trotzdem Danke! 🙂 Auf jedenfall haben wir direkt einen rundum positiven Eindruck von Spanien und fühlen uns sehr wohl. In jedem noch so kleinen Dorf gibt es Frischwasserquellen oder zumindest einen öffentlichen Wasserhahn – über genügend Trinkwasser in der Mittagshitze müssen wir uns also definitiv auch keine Sorgen machen!

Wir fahren nahe der Atlantikküste Richtung Bilbao und überall sehen wir Schilder des Jakobsweges und Pilger mit ihren großen Rucksäcken. Das obligatorische “Buen Camino” hört man im Norden von Spanien an jeder Ecke und bringt eine positive Grundeinstellung! Ungefähr 30 km vor Bilbao schlagen wir unser Zelt neben einer Landstraße auf und werden Nachts von einem heftigen Gewitter überrascht. Morgens hört es kurzzeitig auf zu regnen und wir können unser Zelt halbwegs im trockenen abbauen. Im Regen und über einige Berge geht es dann weiter in die Stadt. Wenn wir gewusst hätten, dass dies der letzte Regen für die nächsten 2 Monate sein sollte, wären wir wohl lachend durch diesen letzten Schauer gefahren! Das wussten wir jedoch natürlich nicht und fahren etwas genervt durch das schöne Baskenland. Gegen Mittag hört es dann langsam auf zu regnen und wir können uns ein wenig die wundervolle Innenstadt anschauen und gemütlich Mittagspause machen. Von Bilbao aus fahren wir nun ins Landesinnere quer Richtung Portugal.

Die Ausläufer der Pyrenäen ziehen sich fast über die gesamte Nordküste von Spanien und somit wird es beim verlassen der Küste nun langsam etwas hügeliger. Durch tolle Berglandschaften fahren wir auf ca. 650 Höhenmeter und werden Nachmittags von dem wunderschönen Wasserfall “Cascada de Pedrosa de Tobalina” belohnt! Hier machen wir eine ausgedehnte Pause und schwimmen ein paar Runden in dem erfrischenden Wasser, ehe wir bis kurz vor Oña weiterfahren und unser Nachtlager aufschlagen. Die Spanier sind sehr freundlich und stets positiv gelaunt – wir werden den ganzen Tag von allen Seiten immer wieder freundlichst begrüßt und angesprochen. Das gefällt uns richtig gut und wir fühlen uns sehr willkommen in diesem Land. Mittags kaufen wir in kleinen Dorfläden zuckersüße Pfirsiche oder Wassermelonen und lassen uns diese am Wegesrand schmecken! Zwischendurch geht unser Weg für ca. 40 km an einem tollen Radweg entlang, der auf einer alten Bahntrasse errichtet wurde. Es geht durch super einsame Wüstenlandschaften und wir fahren diesen Weg bis zum Rande von Burgos, wo wir unser Nachtlager auf einer Grünfläche neben einem Spielplatz aufschlagen. Warum der Rasen so ungewöhnlich Grün ist in dieser heißen Wüste, erfahren wir Nachts als wir von der automatischen Bewässerungsanlage geweckt werden. Zum Glück hält unser Zelt dicht und wir schlafen nach einem kleinen Schock wieder ein 😀 .

Nun befinden wir uns auf einer Hochebene in ca. 800 m Höhe und es geht fast nur geradeaus. Wir machen also ordentlich Kilometer und zwischendurch baden wir zur Abkühlung in einem der vielen Flüße auf unserem Weg. Eines Abends fahren wir an einem Mandelbaum vorbei und nach dem Abendessen gibt es frisch geröstete, köstliche spanische Mandeln – Herrlich! Am nächsten Tag bekommen wir Mittags 2 eiskalte Bierdosen von einer alten Dame geschenkt, die wir uns in weiser Vorraussicht dann aber doch für das Abendessen aufheben. Die Mittagshitze ist mittlerweile so unerträglich, dass wir täglich von ca. 12 bis 16 Uhr Siesta machen. Diese Pause begleitet von einem Bier und wir wären wohl kaum mehr in der Lage noch Fahrrad zu fahren! Am Abend sind wir wieder an einem tollen Fluss wo wir erst baden und uns dann leckere Tortillas und das Bier schmecken lassen. Kurz nachdem wir aufgegessen haben hören wir auf einmal ein Konglomerat von Glocken und schauen uns fragend um. Einen Moment später stürmen unter der nächsten Brücke etwa 100 Schafe hervor und rennen auf uns, bzw. wie uns schnell klar wird, auf den Fluß zu um zu trinken. Wir stehen also mit Fragezeichen über dem Kopf und einem Grinsen im Gesicht inmitten dieser Herde und verteidigen unsere Bananenvorräte! Dann sieht Michel den Schäfer auch unter der Brücke und unterhält sich mit ihm mit Händen und Füßen – er scheint wohl gleich weiterzuziehen und alles ist okay! So ist es dann auch und wir haben den Rest des Abends Ruhe und schlafen gemütlich ein. Als wir morgens dann unsere sieben Sachen zusammengepackt haben, hören wir die Herde schon von der anderen Seite wiederkommen – also machen wir uns schnell auf den Weg und können dem Schäfer noch einmal zuwinken bevor wir wieder auf der Straße sind.

Unterwegs treffen wir einen Mann aus der nähe von Madrid – er fährt mit seinem Ebike bis nach Santiago de Compostela und ist ganz entzückt von unserer Reise. Wir unterhalten uns eine ganze Weile mit ihm und machen zusammen eine kleine Pause ehe uns unsere Wege wieder trennen. Wir sind jetzt ca. 100 km vor der grenze zu Portugal und wir haben nun nach der langen Fahrt auf der Hochebene nocheinmal einen Bergkamm vor uns. Insgesamt geht es auf ca. 1350 Höhenmeter, die wir aber mittlerweile relativ Problemlos an einem Stück durchfahren. Als wir gegen Mittag langsam wieder die Berge runterfahren sieht Michel im Augenwinkel auf einem Schild das Wort “Fuente”. Das bedeutet soviel wie Quelle und wir freuen uns unsere Wasservorräte auffüllen zu können. Man muss einen kleinen Hügel bergauf gehen und als Michel oben steht sieht man nur ein großes Grinsen über sein Gesicht blitzen. Es handelt sich bei dieser “Fuente” um einen Swimmingpool welcher von einer Frischwasserquelle gespeist wird. Diese Abkühlung nehmen wir sehr gerne an und es ist herrlich erfrischend! Nach dem ersten Bad beschließen wir direkt den Tag und die Nacht hier zu verbringen. Wir haben also einen wundervollen Pooltag und sind den ganzen Tag alleine bis Abends irgendwann eine Gruppe Jugendlicher aus dem nächsten Dorf kommt um eine Poolparty zu schmeißen. Wir bekommen 2 Bier und sitzen gemütlich an unserem Zelt mit Lagerfeuer und unterhalten uns mit den Leuten. Also alles ganz gemütlich bis irgendwann eine Gruppe Rentner aus dem nächsten Dorf kommt und sich über die Lautstärke und, als sie es sehen, auch das Feuer aufregt. Wir machen also das Feuer, für das wir extra eine Feuerstelle mit mehreren Litern Wasser getränkt haben aus und denken alles ist cool. Aber leider falsch gedacht, denn ca. 30 Minuten später taucht die Polizei auf und erklärt uns mithilfe meiner Übersetzungsapp – Kein Feuer, kein Zelt! Also bauen wir abends um 21 Uhr unser Zelt ab und fahren ca. 10 km weiter unter eine Autobahnbrücke um dort erneut alles aufzubauen. Das ist nun erstmal unsere letzte Nacht in Spanien und im Stillen verfluchen wir die Jugendlichen, ohne die wir immernoch in unserem Zelt neben dem Pool liegen würden. Aber wir finden uns schließlich damit ab und realisieren, dass bei dieser Art zu reisen nie feststeht wo man im Endeffekt wirklich schläft – Am Deluxe Platz direkt neben dem Swimmingpool oder unter einer lauten Autobahnbrücke… Naja, morgen gehtˋs dann erstmal weiter nach Portugal!

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7 Jahre zuvor

Hallo ihr beiden,

es ist so toll “mit euch zu reisen”. Beim Lesen habe ich in Gedanken schon überlegt, wie ich mein Trike bloß da runter bekomme und ob ich doch nicht noch mal mit Zelten beginne, wo ich das ab diesem Jahr eigentlich an den Nagel hängen wollte. 😉

Ihr seid ja schon weeeit von Spanien entfernt, daher wünsche ich euch einen guten Einstieg in den Reise-Herbst und das ihr vor Regen wie Kälte weitestgehend verschont bleibt.

Alles Gute,
Tobias

7 Jahre zuvor
Reply to  Michel

So gerne wir hier mitlesen… konzentriert euch lieber auf die Reise. Ich weiß noch von meinen vielen USA-Reisen, als ich beinahe synchron gebloggt hatte. Da ging viel Zeit drauf, die ich hätte für’s Reisen nutzen sollen.

Wenn hier also mal Ruhe herrscht wissen wir, dass ihr gerade eine ganze tolle Tour um den Globus herum macht. 🙂

Andreas
7 Jahre zuvor

Hallo Ihr Beiden,

Ich kann mich dem Liegeradman nur anschließen. Hier im kalten Deutschland zu sitzen und Eure Reise zu verfolgen macht Spaß und es kommt schon ein bisschen Neid auf. Ich wünsche Euch weiterhin viel Spaß und weiterhin gutes Wetter, auch wenn Euch auch langsam der Herbst einholt ?
Für meine Töchter und mich geht es am Montag auf unsere letzte Tour dieses Jahr, 4 Tage von Dresden nach Berlin. Dann begebe ich mich ins Winterlager und träume von den Reisen. ?

Gruß
Andreas